Das Spinnen mit der Handspindel

Die Arbeitsweise ist eigentlich für alle Faserarten sehr ähnlich. Wolle kann nicht so dünn wie Flachs oder Baumwolle gesponnen werden, braucht aber dafür auch keinen so starken Drall. Grundsätzlich gilt, dass jeder die Art zu spinnen finden muss, die ihm am meisten liegt. Ich möchte hier meine Arbeitsweise vorstellen, mit der auch Anfänger recht schnell auf einer Teller- oder Kreuzspindel gleichmäßig dicke Fäden zustande bringen. Alle Abbildungen sind wegen der besseren Nachvollziehbarkeit spiegelbildlich (für den Rechtshänder!).

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Das Spinnen des Fadens

Aus dem Faserbüschel wird eine kleine Menge Fasern hervorgezogen. Diese bilden den Anfang des Fadens. Diese dreht man mit der Hand zusammen, so dass man einen Fadenanfang hat (Bild A). Den Fadenanfang befestigt man an der Spindel (z.B. mit einem Knoten).

Nun zieht man schon einmal ein paar weitere Fasern etwas weiter aus dem Faserbüschel heraus (Bild B), fasst den Faden dicht über der Spindel mit der linken Hand und versetzt mit der rechten die Spindel in Drehung (mit dem Uhrzeigersinn!). Dabei werden die Fasern zwischen linker Hand und Spindel weiter verdrillt (Bild C).

Nun fasst man mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zwischen linker Hand und Spindel. Die linke Hand lässt los und hält das Faserbüschel lose fest. Durch einfaches Auseinanderbewegen der Hände werden nun weitere Fasern parallel zueinander aus dem Faserbüschel gezogen (Bild D).

Hat dieser Faserstrang zwischen den Händen die richtige Stärke, fasst man mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand vor dem Büschel wieder fest zu (Bild E), lässt mit der rechten Hand etwas locker und bewegt die rechte Hand auf die linke zu (Bild F).

Dabei wird der freigegebene Teil des Faserbüschels verdrillt. Nun fasst erneut die rechte Hand zu usw.

Da immer eine Hand fest zwischen Faserbüschel und Spindel zugreift, kann der Drall der Spindel nicht den Übergang zwischen Faden und Faserstrang erreichen. Dadurch wird verhindert, dass der Faden immer dicker und dicker wird.

Sollte der Drall des Fadens doch einmal in das Büschel gekommen sein, dreht man das Büschel in Gegenrichtung, da man aus einem verdrehten Büschel nur schwer einzelne Fasern gezogen bekommt.

Das mag jetzt alles sehr kompliziert klingen, aber wenn Sie es einfach mal ausprobieren, wird alles recht schnell klar. Lässt die Drehung der Spindel nach, muss man ihr neuen Schwung geben.

A
A
B
B
C
C
D
D
E
E
F
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Das Aufwickeln des Fadens

Hat die Spindel den Boden erreicht, fasst man mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand wieder fest zu, nimmt mit der rechten die Spindel auf, wobei der Faden straff bleiben sollte (Bild G), und spannt den Faden zwischen kleinem Finger und Zeigefinger der linken Hand hin und her
(Bild H).

Dann schiebt man den Knoten nach unten bis an den Spinnwirtel und wickelt den Faden auf die Spindel. Man behält etwa zwei Spindellängen Faden über, den man erst unten um die Spitze der Spindel schlingt (Bild I).

Dann führt man den Faden wieder nach oben, bildet eine Schlaufe (Bild J), dreht den Daumen zur Spindel hin (Bild K) und legt die entstehende Schlinge wieder über den Spindelstab (Bild L).

Nach dem Festziehen der Schlinge kann weitergesponnen werden (Bild M).

Wichtig beim Aufwickeln ist, den Faden nicht nur direkt über dem Teller aufzuwickeln, sondern das gesponnene Garn über das untere Drittel der Spindel zu verteilen (wie bei einer Spule). Ansonsten kann es passieren, dass man beim Abwickeln der Spindel Probleme bekommt.

Je mehr Garn auf die Spindel gewickelt wird, desto schwerer wird sie. Gerade wenn man ein dünnes Garn spinnt, kann dies dazu führen, dass der Faden beim Spinnen immer öfter reißt. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Spindel nicht ganz voll zu spinnen.
G
G
H
H
I
I
J
J
K
K
L
L
M
M
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Das Anspinnen

Es gibt drei Fälle, in denen man anspinnen muss: Zum Anspinnen zieht man aus den neuen Faserbüschel ein paar Fasern hervor. Das Fadenende an der Spindel wird etwas auseinandergezupft und die Fasern des neuen Büschels und des Fadenendes aufeinandergelegt und etwas miteinander verdrillt.Dann beginnt man vorsichtig zu spinnen, wobei das Übergangsstück erst genug Drall haben muss, bevor man es mit dem Gewicht der Spindel belasten darf.
Unterbrechen der Arbeit

Das Spinnen kann jederzeit unterbrochen werden. Man sollte nur den bereits fertigen Faden auf die Spindel wickeln und das Fadenende sichern. Dann legt man Spindel samt Faserbüschel einfach zur Seite.

Ruhen und Abwickeln des Fadens

Ist die Spindel voll oder die gewünschte Menge Faden gesponnen, so muss der Faden noch eine Weile ruhen, bevor er für irgend etwas verwendet werden kann. Der Grund dafür ist, dass sich die Fasern erst in der neuen Lage "setzen" müssen, da sich sonst der Faden wie beim Drehen einer Kordel mit sich selbst verzwirnt, wenn er lose hängt. Bringt man den Faden aber unter Spannung auf eine Haspel oder eine Spule (Das Papp-Innenleben einer Toilettenpapierrolle geht zur Not auch), hat man die Spindel wieder frei, und der Faden kann ruhen.

Das Zwirnen mehrerer Fäden

Will man ein dickeres, haltbareres Garn als der einfache Faden darstellt, so muss man zwirnen. Dazu nimmt man zwei bis vier gleichstarke Fäden auf Spulen und spinnt diese zusammen. Dies geht deutlich schneller als das Spinnen des Fadens. Zu beachten ist dabei, dass die Fäden sich gleichmäßig verdrillen sollten.

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