Verschiedenfarbige Wolle Es ist anzunehmen, dass die Menschen schon früh versuchten, Garne und Stoffe zu färben. Da man weiß, dass in der Steinzeit vor allem Mineralfarben (z.B. Ocker) und Holzkohle als Pigmente bekannt waren, kann man vermuten, dass auch Kleidung damit gefärbt wurde.

Auch die Verwendung von Beerenfarben, von denen wir alle wissen, wie schwer sie auszuwaschen sein können, liegt nahe. Auch in diesem Teil werde ich mich auf das Wesentliche beschränken, für spezielle Fragen nehme man Fachliteratur zum Thema Färben zur Hand.

Färbemittel

Mineralfarben sind diejenigen, die am Einfachsten zugänglich, aber gleichzeitig am Wenigsten geeignet für die Garn- und Stofffärberei sind, da der Farbstoff nicht dauerhaft und gleichmäßig am Tuch haftet. Die bekanntesten sind wohl Ocker (Rot- und Brauntöne) und Kohle (schwarz). Wer z.B. schon einmal auf dem Mittelaltermarkt auf Berg Tannenberg, in Nentershausen war hat eine Vorstellung davon ,wie gut die dortige rote Erde Textilien färben kann.

Pflanzliche Farben sind meist leicht und in größerer Menge zugänglich. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Farbstoffe zu unterteilen: Nach ihrer Farbe, nach ihrer chemischen Zusammensetzung, nach ihrer Gewinnung oder auch nach den Pflanzenteilen, die man zu ihrer Herstellung braucht.
Die hier aufgeführte Liste, geordnet nach Farbtönen, kann und wird auch nie vollständig sein:

Gelb Birkenblätter, Heidekraut, Rainfarnblätter, Kamillenblüten, Gelbkraut, Gelbholz, ...
Braun Walnussschalen, Kamillenblüten, Zwiebelschalen,Gelbholz, ...
Orange Mischfarbe aus Krapp und Gelbholz, ...
Rot Krappwurzel, Beerenfarben, ...
Blau Holunderbeeren, Brombeeren, Ligusterbeeren, Färberwaid (Indigo-Färbung), ...
Violett Holunderbeeren, Heidelbeeren
Grün Birkenblätter (nur sehr schwaches Grün), Gelbholz, meist Mischfärbung (erst Blau, dann Gelb), ...

Tierische Farben wurden seltener verwendet, und wenn, dann waren sie meist besonders kostbar. Die wohl bekannteste tierische Farbe ist der Purpur, der aus der Purpurschnecke gewonnen wurde. Das Geheimnis der Purpurherstellung war nach der Römerzeit für einige Jahrhunderte verschwunden.

Färbemethoden

Die anzuwendende Färbemethode wird vor allem von zwei Faktoren bestimmt: Was soll gefärbt werden, und womit? Wolle kann roh, als Garn oder als Tuch gefärbt werden, Baumwolle und Leinen werden nur als Garn oder Tuch gefärbt.

Färbungen ohne Beize
Es gibt Farbstoffe, die ohne eine Beize auskommen. Dazu gehören viele Beerenfarben. Für eine solche Färbung wird das Färbegut in die Farbstofflösung (auch Färbeflotte genannt) gegeben und einige Zeit stehen gelassen, z.T. bei erhöhter Temperatur. Danach nimmt man das Färbegut heraus und trocknet es, ohne es noch einmal auszuwaschen. Die so erhaltenen Färbungen sind meist nicht sehr farbecht, der Farbton verblasst also bei häufigem Waschen.

Färbungen mit Beize Eine Beize wird immer dann benötigt, wenn der Farbstoff sich ohne diese nicht oder nur wenig mit der Faser verbindet. Die Fasern werden zuerst in die Beize gegeben. Dabei wird die Struktur der Oberfläche verändert, so dass der Farbstoff an die Faser gebunden werden kann. Seit der Antike in Europa verwendete Beizmittel sind: Färben mit Indigo (Küpenfärbung)
Indigo ist eines der seltenen Beispiele für einen pflanzlichen Farbstoff, der erst durch spezielle Verfahren aus der Pflanze gewonnen werden muss.

Verbreitung und Verwendung


Verschiedenfarbige Wollgarne Die Meinung, im Mittelalter habe man nur grobe, farblose Kleidung getragen, ist weit verbreitet. Betrachtet man aber die Möglichkeiten, die der Mensch schon seit Jahrtausenden hat, so wird offensichtlich, dass dies nicht so gewesen ist. Das Verlangen, sich zu schmücken, ist auch im Mittelalter vorhanden gewesen. So spann und webte jede Frau so gut und fein sie konnte.

Das Alltagskleid des einfachen Volkes war wohl meist in billigen und leicht herzustellenden Farben gehalten, also Gelb, Braun und Rot, auch schon deswegen, weil auf solchen Farben viele der anfallenden Flecken nicht so deutlich sichtbar waren (Erde, Fett, Asche usw.).

Wer es sich leisten konnte, wählte Stoffe in leuchtenden, seltenen Farben, wobei oft auch Farbkombinationen getragen wurden, die unserem modernen Farbempfinden völlig widersprechen. Wer hatte, der zeigte - so dachte man auch damals schon.
Zum Seitenanfang